DAS HAUS BETRETEN - Ioan Flora
added by: Ioana D

Ich betrat mittags das Haus,
ohne anzuklopfen.
Das Haus war brutal in ein Vakuum projiziert
obwohl es leer war,
es schien, dass es nach leben trieft.

Zuerst sah ich Spuren oder Zeichen,
Streifen und weiße mehlige Flecken auf dem Bo-den,
an der Tür, auf dem Tisch, am Türknopf.
Eine mit dem Tod kämpfende Luft,
ein Aasgeruch brannte meine Nasenlöcher.
Braun und weich,
mit dem Schnabel im Kissen gesteckt
und ausgebreiteten Flügeln -
eine junge Eule.

Ich erfasste mich eine Art Kälte,
eine Art von Tod
und ich stürmte Schwitzend und geblendet
durch die Tür hinaus
leicht, tief und ungleichmäßig atmend
wie ein Körper,
der sich unter einem Stapel Betten windet.
Beschlagnahmt zwischen Boden und Decke,
zwischen der Spüle und dem Fenster,
erschöpft setzte sie sich auf die Rubin Sofa
und blieb dort mit dem Schnabel
in den weichen Kissen stecken.

Wochenlang Stürmte sie das Licht
und sah sich am Ende besiegt
von dem Raum und der Stille,
vom eigenen Geiste, dürstend nach
Begriffen und Bildern.
Ernähren,
könnte sie sich von den Möbeln und der Luft.
Träumen,
konnte sie sich das Reale vorstellen
jeder Definition entgehend.
Trinken,
war konnte sie, aus dem Wasser der Spiegel
an den Wänden hängend.
Das Haus konnte man durch ein Nadelöhr
betreten, sage ich,
und einmal drinnen, erfährst du,
dass du Wurzeln schlagen wirst
wie eine feste Idee,
dass du nur weißliche Streifen auf dem Boden,
halb ausgelöschte Flecken und Speichel
statt Worte, hinterlassen kannst.



Translator: CHRISTIAN W. SCHENK

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