Es war einmal im Erdenraum
Ein junger, stolzer Königssohn;
Er glich dem schlanken Tannenbaum,
Der hoch im Wald des Berges Kron'.
Zur Gattin aus dem Dorfe nahm
Er sich ein Mägdlein wundersam,
Ein kleines Bauern-Mägdelein,
Das aller Nachbarn Schätzelein,
Mit süßem, leuchtendem Gesicht,
Mit einem Leib, so schlank und schmiegsam,
Wie sind in Gottes Sonnenlicht
Des Feldes Blumen, duftig, biegsam. -
Da ist Befehl ihm zugegangen,
Ins Lager eilend aufzubrechen. -
Wie ward die Seele ihm voll Bangen!
Drum tat zur Maid er also sprechen:
"Geliebte mein, du Seele mein,
Behalte du meinen Ringlein
Und trag' es auf dem Finger dein,
Und wenn von Rost der Ring wird rot, -
Dann weißt du, Liebe, bin ich tot!"
"Und lässt du mich im Schmerz allein,
So nimm den seidenen Schleier mein,
Am Rande golddurchwirket fein;
Wenn schmilzt das Gold so schön und rot,
Dann weißt Du, Trauter, ich bin tot."
II.
Auf seinem Pferde reitend fort
Zog er darauf den Weg von dannen,
Und ritt und ritt bis an den Ort,
Inmitten dunkler Waldestannen,
Und hat ein großes Feuer dort
Am Rabenbrunn gefacht zum Brand,
Führt an den Schleier seine Hand
Und schaut ihn innig an so lang, -
Bis fast sein Herz vor Weh zersprang.
"Ihr Lieben mein, ihr meine Heere,
Ihr Drachenkinder, Landeswehre,
Verweilet hier und nähret euch,
Und ruht im schattigen Gesträuch;
Ich muss nach Hause eilend fort,
Den krummen Säbel ließ ich dort,
Ich kann ja ohne den nicht kriegen;
Auf grünem Tisch ließ ich ihn liegen."
Betrübt ist er zurückgekehrt;
Da kommt ein Tapfrer ihm entgegen,
Ein tapfrer Held auf kleinem Pferd:
"Glück zu, mein junger Held verwegen,
Von wannen bringst du Kunde Werth?"
"Und soll ich's, Herr, dir wirklich sagen?
Vielleicht ist's einem andern recht, -
Für dich ist's bitter sehr und schlecht:
Es überzog in diesen Tagen
Mit Krieg dein Vater unser Land,
Bis die Geliebte dein er fand,
Und warf, o Herr, sie, dir zum Leid,
In einen Sumpf gar tief und breit."
"Hier, nimm mein Ross, du Tapfrer, mit
Und führ' es meinem Vater hin,
Wenn er dann fraget, wo ich bin,
So sag', ich sei mit raschem Schritt
Dem Rand des Wassers zu gestiegen,
Hab' mich hineingestürzt, darin
Bei dem geliebten Kind zu liegen."
III.
Der Vater eilend aufgeboten,
Den Sumpf zu trocknen, hat das Land,
Bis er die Kinder, ach! die toten
Verschlungen in einander fand,
Dahingestreckt auf gelbem Sand,
Ihr Angesicht so freuderfüllt,
Als seien Beide noch am Leben;
Da musst vor Reue er erbeben,
Hat weich in Seide sie gehüllt,
Führt' in die Kirche sie bewegt,
Hat in zwei Särge sie gelegt.
Der kaiserlichen Särge Holz
Lateine Zeichen trug es stolz,
Und in Altares Nähe haben
Nach Osten sie dann seinen Knaben,
Nach Westen hin die Maid begraben.
Doch denk' dir, seinem Grab entsteigt
Ein Tannenbaum, gar schlank und biegsam,
Der nach der Kirche zu sich neigt,
Und eine Rebe, blühend, schmiegsam
Aus ihrem Grabe ist entsprungen,
Und eh' die Nacht sich ausgebreitet,
Sie auf die ganze Kirche gleitet
Und hat die Tanne fest umschlungen.
O! Donnre, Herr! herab und wettre,
O! Donnre nieder, die zerschmettre,
Die heiße Lieb' geschieden haben
Von einer Maid und einem Knaben.
Translator: Christian W. Schenk
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