MÖRDERISCHES GEDÄCHTNIS - Ioan Flora
added by: Ioana D

Ich überquerte ruhig die Straße,
mit dem Blick nach vorne gerichtet,
ich atmete tief, ich atmete verborgen,
ich verneigte mich zu dem Boden
vor den Marmorstatuen,
verletzend mit der Handfläche, mit der Zunge,
die Spatzenschaar auf den ewigen
und fragilen Stämmen.

Ich ging geradeaus und kein Gedanke
mich zu tarnen
oder lustvoll schlucken,
kein Gedanke, dass ich müde
im Bett fallen könnte,
von so vielen leuchtenden Aussichten,
als, plötzlich, du erschienst vor mir,
wie ein Steinadler,
mit einer riesigen Mund statt Körper,
mit klaren durchsichtigen Augen statt Worte,
im Namen einer großartigen
und schwindelerregenden
Vision
die Zukunft Behandelnd,
zum Schaden eines herrlichen Bildes des Jenseits.

Ich ging davor, von der Luft zerdrückt,
und plötzlich spürte ich einen ungeahnten
Verdachts Verbissenheit des Fleisches
gegen die Knochen,
der Erde gegen das Sehen,
des Blutes gegen den Gedanken,
des Sehens gegen den Fall der Sterne.

Ich hetzte nicht mehr die Hunde auf dem Mond
und überquerte nicht mehr ruhig die Straße.
Eine Art violette Wolke hing über der Stadt,
es wurde Abend, zwischenzeitlich regnete es,
der Markt und die umliegenden Straßen
glühten noch,
meine Knochen rammten ineinander,
als hätten sie als Metallgerüst dienen können,
als Startrampe und Orientierungspunkt, z.B.

Ich träumte nicht mehr von brennenden
Hemden und in Flammen stehende Menschen,
auch nicht von vergifteten Mänteln,
auch nicht von Scheiterhaufen, von Labyrinthen.
Ich ging geradeaus mit dem Blick
auf einen Baum starrend,
über ein vereinzeltes Feld
und es war, als ob du mir nicht einmal erschienst.
Sie ist weder ein Adler
noch ein Biber noch ein Seebär,
sie ist weder ein Falke
noch ein Biber noch eine Eule,
niemand,
kein Reh,
kein Wiesel;
sie ist weder eine Großtrappe
noch ein zweibeiniges Kamel,
kein Strauß mit Flügeln und Federn,
weder Taube noch der Erdhund;
sie bewegt sich mühsam in den
sich bewegenden Berge,
durch launenhaften Ebenen
wie schwimmende Inseln,
und da es nur eine Idee ist
von Kamel-Vogel und Vogel- Kamel zugleich,
der Wüstensturm kann sie kein Stück
von dem Boden heben.
Sie ist Wasservogel und Luftfisch zugleich
und fängt sich ins Netz wie die blauen Makrelen.

Man können ihr Papierkopf
und Messinghirne zuschreiben,
und Hörnern, um sie leichter im Netz fangen.
Sie ist irgendwie ignoriert
wenn es um logische Gattungen geht,
sie besteht aus Federn und Hufen
und vor allem von zerrupften Flügeln
und erscheint nicht
in keinem Bestiarium,
seit den alten Ägyptern.

Sie lacht und lacht nicht,
aber fliegen, fliegt sicherlich nicht so,
dass es unangemessen wäre,
es ptinon oder hof oder tair zu nennen.
Und doch:
"Jedes zweibeinige Biest, mit Federn
und Eierlegendes,
ist ein Vogel.

Der Strauß hat zwei Beine, Federn und
ist Eierlegende.
Der Strauß ist also eine Art Vogel, also.
Der Vogel ist ein
Strauß-Kamel, dieses Bist,
der Strauß-Kamel ist ein Vogel.
Der Vogel legt Eier, die Eier gehören dem Vogel.
Der Strauß legte Eier, der Strauß hat Eier.
Der Vogel ist also der Strauß.
Der Vogel hat Federn.
Der Strauß-Kamel hat Federn.
Siehe, dass
der Strauß-Kamel ein Vogel ist."

Sie ist nicht und nicht und ist weder Wiesel
noch Reiher,
noch Großtrappe, noch Strauß noch Kamel,
er ist nur eine Kamel-Vogelidee,
eine Vogelkamel-Idee
von Schilf am Strand mit hundert Spitzen,
verdunkelnd die Sonne und
des fruchtbaren Teils des Körpers.



Translator: CHRISTIAN W. SCHENK

see more poems written by: Ioan Flora